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Coronazeiten – Aus der Sicht Meines Grossvaters

Liebe Emilie

Mit Interesse lesen wir jeweils deine Berichte auf deinem Blog. Der von gestern – 30.3. – erinnert mich an die Zeit in meinem Leben, wo auch ich mit solchem Eifer an der Sache war. Das Resultat war, dass ich körperlich so fit war um mit Freuden Viertausender Berge zu besteigen  oder 100 Km zu laufen. Wie sagte doch Ferdi Kübler (einer der besten Radrennfahrer aus den Fünfzigerjahren) “Quäle deinen Körper, sonst quält er dich” !

Nun berichten wir dir, wie wir Corona erleben : Es ist schön für uns in einer Zeit, wo wir uns nicht mehr näher kommen und in die Arme nehmen dürfen, wenigstens über die Medien zu kommunizieren und so verbunden zu sein . Wir erleben in dieser Zeit der Distanz dass echte Liebe im Herzen ist und selbst eine Corona Zeit diese Liebe nicht bremsen kann, sondern dass sie umso stärker wird auch ohne Körperkontakt. Diese Liebe und Verbundenheit mit der ganzen Familie, das verbunden sein im Glauben und im Gebet, die Hilfe, die wir von allen erleben mit Einkaufen, Nachfrage, Ermutigungen per Handy und vieles mehr, das alles ist es, was uns die Zeit, die wir zuhause bleiben nicht bloss erträglich, sondern auch zu einer Zeit der Ruhe und Gelassenheit macht. Zu erleben, wie Gott trägt und uns durch alle unsere vier Familien unserer Töchter versorgt, so dass uns nichts mangelt. Und das macht diese Zeit zu einer noch nie dagewesenen Erfahrung, was Gottes Liebe und eine intakte Familie geben kann. Wir danken euch allen von herzen und lieben euch.

Will es uns mal etwas hart ankommen, dass es uns verboten ist, jetzt wo wir Zeit hätten, unsere Freunde zu besuchen oder zu einem Schwatz einzuladen zum Kaffee, denken wir einfach, dass es allen in der Schweiz so geht und so beschränken wir uns einfach mal auf ein WhatsApp oder ein Telefon.

Langweilig wird es uns nie, zumal an der Falkenstrasse immer etwas läuft, was wir durchs Fenster beobachten können. Ein Mödeli von alten Leuten das sich durch Corona natürlich noch verstärkt. 🙂  

Was wir jetzt so tun ? Tja – wir nehmen uns Zeit zum Aufstehen und der Stille mit Gott. Nennen wir es meditieren. Regelmäßig jeden zweiten Tag mache ich mein Rückenturnen und jeden anderen zweiten Tag eine halbe Stunde auf dem Hometrainer radeln. Hildi macht öfters seine Märsche in der Stille der Natur, was mir leider im Moment nicht möglich ist wegen dem lädierten Knie.

Wir haben uns zum Ziel gesetzt, jetzt mal mit Zeit genug Zimmer um Zimmer “usawäsche.” Die Dusche haben wir schon geschafft und sogar die Decke neu gestrichen. Oftmals nehmen wir uns vor, Morgen machen wir dieses oder jenes Zimmer und am nächsten Morgen wenn es uns nicht drum ist, verschieben wir es mit dem Vorwand, wir haben ja noch lange Zeit. 🙂

So leben wir entspannt und glücklich in den Tag hinein und statt “usawäschä” schauen wir mal einen Film oder lesen ein Buch. Wenn’s schön Wetter ist und warm genug,  renoviere ich zwischendurch unseren Balkon mit Auffrischlasur, die mir mein ehemaliger Arbeitgeber Thomas Rösch im Heim Office auf Bestellung vor die Türe stellt.

Wir sind Gott unendlich dankbar  und schätzen Dinge, die wir sonst als selbstverständlich genommen haben. Zum Beispiel, dass wir das Wasser trinken können, wie es aus der Leitung kommt, dass Strom da ist und Wärme im Haus. Wir sind dankbar für die Regierung und Daniel Koch und für alle Ärzte und Pflegenden und den Leute von der Lebensmittelversorgung.

Eigentlich genießen wir es, so ruhig, ohne Stress im Alltag zusammen zu sein und genießen die gegenseitige Liebe, die uns durch diese Zeit trägt. So vergehen die Tage und manchmal fragen wir uns, wie es wohl nach Corona weiter gehen wird. Leben wir dann vielleicht wirklich etwas ruhiger und fragen wir vielleicht mehr nach Gott?

1 Gedanke zu „Coronazeiten – Aus der Sicht Meines Grossvaters“

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