1222,Frutigen
Ich zucke zusammen und schicke ein kurzes Stossgebet zum Himmel. Als ich mich langsam umdrehe, sehe ich, dass ein Ritter, nicht sehr gross, hinter mir steht, mit erhobenem Schwert. Ich muss mir die Hand vor den Mund halten, dass ich nicht laut schreie! Der Ritter kommt auf mich zu und drückt mir das Schwert an die Kehle… Er fragt wieso ich Pferde stehle? Als ich nicht antworte, drückt er das Messer noch härter an meine Halsschlagader. Ich ringe um Luft… Als der Ritter mit seinem Schwert ausholt, sehe ich kurz ein Bild, eine Vision oder ein Traum. Ich stehe wieder auf der Klippe und trage den Falken auf der Schulter. Ich weiss nicht genau ob ich schon im Himmel bin… Doch ich werde aus meiner Vision oder Nahtoderfahrung gerissen, als ich plötzlich ein Stöhnen aus der Kehle des Ritters höre, der mich angegriffen hat. Er streckt seinen Rücken durch und fällt zu Boden. In seinem Rücken steckt ein Schwert. Ich kann nicht hinsehen…
Hinter dem zusammengebrochenen Ritter steht mein Retter. Doch wer steckt hinter der dunklen Kapuze..? Ich stehe auf und frage: „Wer bist du? Wieso rettest du mich?“ Mein Retter antwortet nicht, sondern nimmt nur wortlos mein gestohlenes Pferd und reitet davon… Ich fasse mir an den Kopf… Habe ich gerade geträumt… Nein! Ich stehe immer noch auf der Strasse die wieder zur Burg und dem Stall führt. Ich wollte gerade das Pferd zurück bringen… Dann hat mich ein Ritter von hinten überwältigt. Doch dann kam mein Retter und tötete den Ritter, der übrigens immer noch am Boden liegt. Ich bücke mich zum toten Ritter und greife mit meiner rechten Hand an das Schwert, das in seinem Rücken feststeckt. Ich ziehe es vorsichtig heraus… Als ich es in der Hand halte, sehe ich, dass es kein normales Schwert ist. Es ist ein Schwert eines Falkenritters… An beiden Seiten ist es vergoldet und hat Falken eingeritzt. Es ist wunderschön! Hat mich gerade ein Falkenritter gerettet? Oder nur jemand, der ein Schwert eines Falkenritters besitzt? Doch ein Falkenritter würde nie sein Schwert zurücklassen! Es sei den er tue es mit Absicht… Doch wieso sollte mir ein Falkenritter sein Schwert schenken? Ich kann nicht einmal richtig damit umgehen… Auf dem Weg zurück zu meinem Versteck, denke ich noch viel nach und gehe noch einmal alle Disziplinen vom morgigen Test durch den Kopf…
Als ich am nächsten Morgen gebadet und startklar bin, laufe ich Richtung Lichtung. Die grosse Ritterlichtung ist hinter dem Bauernhaus. Am Rande der Lichtung steht ein Baum, der ein bisschen Schatten spendet. Es sind schon fasst über 100 Jungs versammelt. Als ich meinen Blick durch die Menge schweifen lasse, fällt mir auf, das es wirklich kein einziges Mädchen weit und breit hat… Ich mische mich unter die Leute und betrachte das Geschehen aus sicherer Entfernung. Als dann Monico auf eine kleine Anhöhe tritt und seine Rede hält, fällt mir auf wie nervös er ist. Ich spüre wie er innerlich zittert… Ich schüttle das Gefühl jedoch schnell wieder ab, denn es erscheint mir surreal…
Nach wenigen Minuten beginnt auch schon die erste Testetappe: Hindernislauf mit Klettern. Mit einem Stock zählen sie die Sekunden. Der erste Junge fällt über einen Ast und scheidet aus. Der nächste schafft es bis zu den Felsen. Dann bricht er zusammen. Ein weiterer schafft es bis zum Schluss. Doch viel zu langsam. Der Junge vor mir schafft den ganzen Durchlauf ohne Fehler und sehr schnell. Dann ertönt mein Name. Ich erstarre… Ich bin dran… Ich reisse mich zusammen und sage mir: Elura, du bist eine Kämpferin… Dann starte ich… Ich sprinte bis zum ersten Hindernis und schwinge mich über den Baum. Bein nächsten Hindernis muss man durch eine Höhle tauchen. Das meistere ich auch. Nach dem Tauchgang muss man ans nächste Ufer schwimmen. Dort angekommen, klettere ich auf die Felsen und balanciere auf der Klippe. Dann noch ein letzter Sprint… Ich habe es geschafft! Am ende des ersten Tests wird der Beste bekannt gegeben: Educator. Ein Junge nach mir… Manico tritt wieder hervor und sagt: „Jetzt meine Jungs beginnt der nächste Test…“ Doch bevor er fertig sprechen kann, rennen aus allen Ecken Ritter mit fremder Rüstungen…